Auf Landstraßen und Highways, die die Ozeane miteinander verbinden, sind unsere Freunde zuhause. Leicht gebeugt über einem umwickelten Lenker, kurbeln Sie über das Land. Abseits der Zivilisation legt sich ein schwacher Grauschleier über diese Gestalten, und der Geruch feuchtwarm gelagerter Wäsche erfüllt ihre Nähe. Ihre Gesichter und all die Dinge, die diese Touren miterleben, sind gezeichnet von der Sonne, dem Wind und dem Regen. Es ist müßig zu fragen, was diese Menschen zu ihrem befremdlichen Tun bewegt. Denn selbst wenn sie antworten würden, es wäre kaum zu verstehen.
Extreme Fahrradtouren werden als mentale und physische Herausforderung und als Bewältigung innerer und äußerer Einflüsse erlebt. Die unmittelbare Umgebung wird als Teil dieser Auseinandersetzung sehr intensiv wahrgenommen. Die durchfahrene Natur muß erarbeitet werden und die Bewältigung einer besonders anspruchsvollen Strecke, das Erreichen einer Sehenswürdigkeit oder die Begegnung mit einem seltenen oder wilden Tier erscheint dabei als persönlicher Erfolg.
Diese nüchterne Analyse wird dem Wechselspiel ohnmächtiger Wut, größenwahnsinnigem Stolz und kindlicher Freude, wie es auf Radtouren durchlebt wird, in keiner Weise gerecht. Eine extreme Radtour kann man nur erleben, indem man sie fährt.
Ich bin wohl einer von diesen
merkwürdigen Typen, die sich auf dem ewigen Weg ans Ende der Welt
völlig vergessen können. Über 12 Jahre habe ich mich immer
wieder in den mediterranen bis subpolaren Klimazonen dieser Erde mit dem
Fahrrad bewegt. Meine Erfahrungen auf diesen Touren prägten mein Leben
und die Abhängigkeit von meinem allgegenwärtigen Begleiter mündeten
in einer Passion für Fahrradtechnik.
Sören Knoll